Lausitzer Seenland Radtour
Vom Tagebau zum Urlaubsparadies
Aus Tagebauen, in denen 150 Jahre lang Braunkohle abgebaut wurde, entsteht hier eine wohl einzigartige Seenlandschaft, sie umfasst insgesamt 30 Seen, alles geflutete ehemalige Abbaugebiete. Wer die Zeit findet und sich den noch offenen Tagebau Nochten ansieht, bekommt so ungefähr eine Vorstellung, wie das hier vor einigen Jahren mal ausgesehen hat.
Die großen Erfolge der Renaturierung sieht man besonders eindrucksvoll am Senftenberger See, hier sind die Arbeiten nahezu abgeschlossen. Aber auch entlang der Seenland-Route kann man die Erfolge dieses Vorhabens, ein Gebiet, das vor Jahren wohl eher einer Mondlandschaft glich, der Natur zurückzugeben, eindrucksvoll beobachten.
Giganten und die Geburtsstunde des Seenlandes
Die Tour beginnt in Kleinkoschen, strategisch günstig zwischen dem Geierswalder See und dem Senftenberger See. Auf bestens ausgebautem Radweg geht es zunächst am Flugplatz Kleinkoschen vorbei, dem Geierswalder See entgegen.
Am Sornower Kanal, der noch nicht schiffbaren Verbindung zum Seedlitzer See, wartet das erste Highlight: die Landmarke Lausitzer Seenland, besser bekannt als der "Rostige Nagel".
Nach dem Erklimmen der 163 Stufen genießt man aus knapp 30 Metern Höhe einen spektakulären Überblick über das entstehende Seenland. Der Blick schweift über den Geierswalder See, den Seedlitzer See und den Partwitzer See bis hin zu den markanten Silhouetten der Kraftwerke Schwarze Pumpe, Jänschwalde und Boxberg.
Weiter geht es auf ca. 3–4 Meter breitem Asphalt zwischen Seedlitzer und Partwitzer See, entlang von Feldern und Wäldern, bis zum Ort Partwitz.
Herausforderung im Umbruchland
Entlang des nördlichen Ufers des Blunoer Südsees lässt sich gut beobachten, wie die ehemalige Tagebau-Mondlandschaft sukzessive in eine Naturlandschaft übergeht. In Bluno war die Seenland-Idylle jedoch kurz unterbrochen: Verbotsschilder und das Ende des Radwegs machten zwischen dem Blunoer Südsee und dem Sabrodter See eine Weiterfahrt unmöglich. Statt des unbefahrbaren, sandigen Untergrunds musste ich kreativ werden.
Nach etwa 5 Kilometern gut fahrbarer Waldwege erreichte ich die Seenland-Route am Spreetaler See wieder – ein Umweg von vielleicht 2 Kilometern, aber die Mühe wert! Auf gutem Asphalt führt die Strecke am Spreetaler See entlang bis Spreetal.
Industrielle Eindrücke und historische Schätze
Ab Spreetal, abseits der direkten Tagebaugebiete, führt die Strecke über Burgneudorf (abwechselnd auf Radwegen und wenig befahrenen Straßen) bis zum Spreeradweg, dessen Routenführung hier übernommen wird.
Ein besonderes Erlebnis war die Durchquerung eines Nebenarms der Spree bei Ruhlmühle – hier fährt man direkt mit dem Rad durch das Wasser!
Entlang einer mäßig befahrenen Straße (mit gut ausgebautem Begleitradweg) geht es weiter in Richtung Boxberg. Linker Hand passiert man in einiger Entfernung den aktiven Tagebau Nochten. Obwohl die Besichtigung an einem anderen Tag stattfand, kann ich bestätigen: Trotz der ökologischen Katastrophe ist die gewaltige Dimension unheimlich beeindruckend und sehenswert.
Kurz vor Boxberg führt die Route durch Sprey, wo die sehenswerte Schrotholzkirche aus dem Jahr 1552 steht, die 1780 umfassend renoviert wurde.
Meeresgefühl am Bärwalder See
Nach einem kurzen Stück entlang der B156 (natürlich auf dem Radweg) wird in Bärwalde die Lausitzer Seenkette am Bärwalder See wieder erreicht. An dem herrlich angelegten Sandstrand – besonders bei mäßigem bis starkem Wind – entsteht sofort Urlaubsfeeling wie am Meer. Nur Muscheln und Salzwasser fehlen. Mit Rauschen und Wellengang ist der sehr saubere See ein absoluter Genuss.
Die Seenland-Route umrundet den Bärwalder See zur Hälfte. Ab dem Dürbacher Fließ nutzt die Strecke den Seeadlerrundweg und ab Uhyst (Spree) wieder den Spreeradweg.
Zwischen Uhyst und Rauden durchquert man eine herrliche Teichlandschaft. Weiter geht es über Drievitz und Mönau zurück auf den Seeadlerrundweg, der hier durch ein langes Waldstück führt. Achtung: Der Weg ist hier mäßig befahrbar. Im Spätnachmittag sorgte eine hörbare Wildschwein-Unterhaltung links und rechts des Weges für eine leicht mulmige Stimmung!
Energiegeschichte und das Finale
Über Litschen folgt die Route der Niederlausitzer Bergbautour, vorbei am Campingpark Silbersee, nach Koblenz (kein Witz, immer noch Seenland!).
Entlang des Speichersees Knappenrode führt die Tour direkt an der Energiefabrik Knappenrode vorbei. Die fast 100-jährige Brikettfabrik kann besichtigt werden, wofür an diesem langen Radeltag leider die Zeit fehlte.
Durch Knappenrode, das noch ein bisschen Sozialismus-Charme versprüht (vorbei am Stadion „Knappenkampfbahn“), geht es entlang der B96 (mit Begleitradweg) über Zeißig nach Hoyerswerda – drei Viertel der Seenland-Route sind geschafft.
Die letzten Kilometer verlaufen entlang des Schwarze-Elster-Kanals (hier wird teilweise noch gebaut) zum Neuwieser See. Die Seenland-Route nutzt hier die Tour Brandenburg. Am südwestlichen Ufer des Neuwieser Sees entlang, mit kurzem Blick auf den Partwitzer See, erreicht man durch die Geierswalder Heide den Geierswalder See.
Update 2020: Wenn man bedenkt, wie die Region noch vor Jahren aussah (wie der aktive Tagebau Nochten heute), ist die Entwicklung bis 2012 enorm gewesen. Die positive Veränderung der Seenlandschaft macht diese Tour zu einem beeindruckenden Naturerlebnis, das sich immer wieder zu erkunden lohnt.